Die multimediale Zeitreise

multimediale Zeitreise

1990 - 2003

Beitrag Nr. 12


BEITRAG VON DR. RUTH WIEDERKEHR

«Auch in Zukunft müssen wir der Wohnungsnot begegnen»

Insgesamt 32 Personen arbeiten beim JUWO. Sie bewirtschaften Immobilien, machen Sozialberatungen und sorgen für reibungslose Abläufe. Drei langjährige Mitarbeitende erzählen von ihrer Arbeit in Zeiten der Wohnungsnot und steigenden Mieten.

KATJA FUCHS ...

Portrait Katja Fuchs

... ist seit 2013 als Immobilienbewirtschafterin beim JUWO tätig. Sie ist ausgebildete Betriebsökonomin und kennt JUWO bereits seit 2010, als sie hier zwischen zwei längeren Reisen eine Ferienvertretung machte.

PATRICK LANG ...

Portrait Patrick Lang

... arbeitet seit 2016 beim JUWO. Bis 2021 war er in der Sozialberatung tätig und seit 2020 ist er mitverantwortlich für die IT-Infrastruktur. Er ist ausgebildeter Elektroinstallateur und Sozialbegleiter und absolviert gegenwärtig ein Bachelorstudium in Informatik.

MARIE-LOUISE VAN SWELM ...

Portrait Marie-Lou

... arbeitet seit 2008 beim JUWO und ist Chief Operating Officer, COO, und Leiterin der Sozialberatung. Sie absolvierte zuerst die Hotelfachschule und arbeitete dann in verschiedenen Zürcher Hotels, bevor sie sich zur Sozialbegleiterin mit eidgenössischem Fachausweis ausbilden liess.


Katja Fuchs, Patrick Lang und Marie-Louise van Swelm erzählen von ihrer täglichen Arbeit.

Interview Katja, Patrik und Marie-Louise

Bild: Claudia Jaberg


Euch verbindet der Zufall: Ohne ihn würdet ihr nicht beim JUWO arbeiten...

Marie-Louise van Swelm (MvS):
Tatsächlich! Nach längerer Zeit in der Hotellerie und im Handel wollte ich in den sozialen Bereich wechseln. Ich hörte von der 40-Prozent-Stelle in der Sozialberatung beim JUWO und bewarb mich auf gut Glück.

Katja Fuchs (KF):
Vor zehn Jahren war ich nach verschiedenen längeren Reisen auf der Suche nach einer Anstellung. Ich wollte unbedingt etwas Sinnstiftendes tun. So wie hier, wo wir jungen Leuten Wohnmöglichkeiten in der Stadt vermitteln.

Patrick Lang (PL):
Bei mir war’s ebenfalls ein glücklicher Zufall, der mich zum JUWO brachte. An einer Informationsveranstaltung der Schule für Sozialbegleitung lernte ich eine Mitarbeiterin des JUWO kennen, die mich motivierte, mich zu bewerben. Erst arbeitete ich fünf Jahre in der Sozialberatung, seit 2020 in der IT.


Was hat sich seit eurem Einstieg am meisten verändert im JUWO?

PL:
Insgesamt haben wir uns professionalisiert und natürlich schreitet auch die Digitalisierung voran. Das war auch nötig, weil wir stark gewachsen sind. Seit ich vor sieben Jahren zum JUWO kam, hat sich die Zahl der Mitarbeitenden verdoppelt.

MvS:
Als ich 2008 hier anfing, hatten wir gerade mal 400 Stellenprozente. Damals mussten wir uns gegenseitig aushelfen. Ich habe seither das ganze Wachstum und die Professionalisierung von JUWO miterlebt und mitgestaltet. Eine schöne Aufgabe, bei der es mir noch nie langweilig geworden ist!

KF:
Ich erinnere mich an meine Ferienvertretung 2010, die ich für die Immobilienbewirtschafterin machte. Es war mit zwei Bewirtschafterinnen wie eine kleine Familie. Wobei: Noch immer ist es recht familiär beim JUWO, obwohl hier mittlerweile 32 Personen arbeiten.


Ihr habt tagtäglich Kontakt zu jungen Menschen in Ausbildung. Was sind die brennenden Themen?

MvS:
In der Sozialberatung stellten wir 2020 bis 2022 fest, dass die Lockdowns Mühe bereiteten, weil Tagesstrukturen weggefallen waren. Bei sozial und wirtschaftlich benachteiligten jungen Menschen sind Budgetfragen ein zentrales Thema.

KF:
Bei uns gibt es kaum spezifische Themen. Wir Immobilienbewirtschafterinnen werden bei den üblichen Mietanliegen kontaktiert, zum Beispiel dann, wenn Heizung, Kühlschrank oder Waschmaschine nicht mehr funktionieren oder wenn der Schlüssel verloren oder gestohlen wurde.


Die Wohnungsnot ist in aller Munde – ähnlich wie zu Beginn der 1980er-Jahre. Wie präsent ist das Thema in eurem Alltag?

KF:
Unsere Wartelisten sind schon seit jeher lang. Die Wohnungsnot ist ein Dauerbrenner!

MvS:
Das JUWO vermietet Wohnungen an Menschen in Ausbildung und wir versuchen, die Mieten tief zu halten. Eine Herausforderung ist die Wohnungssuche gegenwärtig vor allem für Studienabgänger:innen, die nicht mehr bei uns mieten können. Sie haben häufig noch kein geregeltes oder ein niedriges Einkommen und finden keine bezahlbaren Wohnungen in der Stadt.


Eine weitere grosse Veränderung ist die Digitalisierung.

KF:
Tatsächlich bieten wir mittlerweile einen grossen Teil der Wohnungsbesichtigungen online an.

PL:
Das ist für alle fairer. Wer eine Wohnung besichtigen will, muss für einen kurzen Termin nicht quer durch die Stadt fahren. So können auch Personen teilnehmen, die weniger Zeit haben.

KF:
Die Bewerber:innen erhalten einen Link zu einem Online-Meeting und sehen erst einen Film, der die Wohnung zeigt. Anschliessend können sie Fragen stellen.


Das JUWO feiert seinen 40. Geburtstag: Was nehmt ihr aus der Geschichte für die Zukunft mit?

PL:
Es ist spannend, wie aus den Jugendunruhen Anfang der 1980er-Jahre die Jugendwohnhilfe entstand und wie aus einem kleinen, ehrenamtlich organisierten Verein eine grosse, professionelle Organisation wurde. Für mich in der Informatik heisst das: Wir gehen mit der Zeit und gestalten unsere Plattform online verständlich und zugänglich. Günstigen Wohnraum für Leute in Ausbildung braucht es auch in Zukunft!

KF:
Vor zehn Jahren hätte ich nie gedacht, dass wir so stark wachsen und dass das Interesse immer gleich hoch bleiben würde. Es wäre schön, wenn wir die Zahl der Liegenschaften, die der Stiftung gehören, ausbauen könnten.

MvS:
Besonders interessant finde ich die Fusion zwischen den Vereinen Zürcher Jugendwohnungen und Jugendwohnhilfe 2003 und wie die zwei unterschiedlichen Organisationen als JUWO zusammen zu einer neuen Organisation wurden (JUWO-History Blog Beitrag 11) . Die Geschichte zeigt vor allem, dass wir ständig im Wandel sind und dass es uns braucht. Auch für die Zukunft müssen wir der Wohnraumnot begegnen, vielleicht neue Modelle entwerfen. Warum nicht auf Flachdächern Tinyhouses aufstellen? Oder im Schiff auf dem Zürichsee wohnen?